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AWARD

forum Stipendium 2021

für Katharina Gruzei

Katharina Gruzei erhält das forum Stipendium 2021, das von der Raiffeisenlandesbank OÖ gesponsert wurde.
Der Preis wurde in feierlichem Rahmen in der Raiffeisenlandesbank OÖ überreicht. Herzliche Gratulation!
Projektvorhaben
Work In Motion 

Mit dem Stipendium möchte ich eine Reise nach Washington in ein Bildarchiv machen und ein künstlerisches Projekt entwickeln, das um das Thema Arbeit und deren Wandel kreist.
Unter dem vorläufigen Titel “Work in Motion” entsteht ein künstlerisches Werk, das sich mit Arbeitsbewegungen befasst. Als Grundlage dienen fotografische Archivbilder aus dem frühen 20. Jahrhundert, die an der Schnittstelle von manueller Fertigung und industrieller Produktion entstanden sind. Diese fotografischen Studien (überwiegend Langzeitbelichtungen) beinhalten Lichtzeichnungen, die die Handbewegungen verschiedener Produktionsschritte von ArbeiterInnen innerhalb eines Bildes visualisieren. Sie dienen als Vorlage für den Entwurf einer Licht-Skulptur: die Lichtspur in den Fotografien wird in einem handwerklichen Fertigungsprozess in eine dreidimensionale Form, ein Neon-Objekt, übertragen.
„Work in Motion“ mündet in einer Installation bestehend aus Archivmaterial, der Lichtskulptur und einem oder mehreren Video(s).
Das Projekt thematisiert die scheinbar schwindende Bedeutung des Menschen bzw. des menschlichen Körpers als Zentrum von Arbeitsprozessen in Zeiten der Automatisierung und Digitalisierung. In den künstlerischen Prozess werden neue digitale Technologien einfließen. Die handwerkliche Fertigung der finalen Neon-Skulptur wird inhaltlich aufgegriffen und über Videos als Teil der künstlerischen Arbeit eingeflochten.    

Biografie von Katharina Gruzei
*
1983, lebt und arbeitet in Linz und Wien.
Sie studierte Bildende Kunst, Studienzweige Bildende Kunst sowie angewandte Kultur- und Kunstwissenschaften, an der Kunstuniversität Linz. Auslandsstudien absolvierte sie an der Universität der Künste Berlin in der Klasse „Visual Cultural Studies“ von Katharina Sieverding und am Art Department der University of California in Santa Barbara.
Katharina Gruzei arbeitet in den Medien Fotografie, Video, Film, Installation und Kunst im öffentlichen Raum. In ihren künstlerischen Arbeiten spürt sie gesellschaftlichen Tendenzen nach und widmet sich soziokulturellen Themen. Ein weiterer Schwerpunkt sind feministische Themen und das Realisieren von ortsspezifischen Projekten.    
www.katharinagruzei.com
Jury
Roman Berka, Kunsthistoriker, Autor, Kurator  www.mip.at/persons/roman-berka  
Gerhard Pichler, Mitglied des Künstler- und Kuratorenkollektivs zweintopf www.zweintopf.net  
Ursula Maria Probst, Kuratorin, Künstlerin, DJane, Kunst- und Filmkritikerin brut-wien.at/Probst-Ursula-Maria    

Jurybegründung  
Es ist großartig, wie konsequent sich Katharina Gruzei seit Jahren mit der Arbeiter*innenbewegung beschäftigt und in diesem Zusammenhang tiefgreifende, uns alle betreffende Arbeiten entwickelt und realisiert. Die Auseinandersetzung mit Fragen des menschlichen Körpers und Know How in Arbeitsprozessen in einer Zeit, in der Automatisierung und Digitaliserung zunehmend unser Leben dominieren, ist dringlicher denn je.
Katharina Gruzei verfolgt ihre Arbeit stets mit großer Präzision. Dabei verliert sie den gesellschaftsrelevanten Ansatz nicht aus den Augen und verbindet frühe Prozesse der Industrialisierung mit den digitalen Prozessen, die heute unser Leben prägen.
Unter dem Arbeitstitel „Work in Motion“ widmet sich Katharina Gruzei intensiv fotografischen Archivbildern, die von dem US-Wissenschaftsduo Frank und Lillian Gilbreth in den 1910er und 1920er Jahren zum Zweck der Rationalisierung menschlicher Arbeitsprozesse gemacht wurden. Im künstlerischen Prozess verschränkt sie fotografische Studien, Lichtskulpturen und neue digitale Medien mit großer handwerklicher Fertigkeit. Mit einer geplanten Recherchereise in die USA, um das bisher wenig erforschte Bildmaterial in Archiven zu sichten, verfolgt Katharina Gruzei zudem einen konkreten Forschungsansatz.
Aufgrund des äußerst konzisen Konzeptes der Einreichung und ihrer bisherigen Arbeit wird erwartet, dass Katharina Gruzei aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen eine künstlerisch hochwertige Arbeit mit einer eigenständigen Lesbarkeit entwickelt. Die transdisziplinäre Herangehensweise wurde sehr positiv bewertet. Das Präsentationskonzept umfasst als zentrales Element – begleitet von weiteren Elementen wie Video und Visualisierungen des Recherchematerials – eine komplexe aus dem Archivmaterial abgeleitete Neon-Skulptur, auf die wir uns schon sehr freuen!

"Vielfalt der Kultur als Spiegelbild der Gesellschaft  
Oberösterreich wird über die Landesgrenzen hinaus für die Vielfalt an kulturellen Aktivitäten geschätzt. Die Förderung von Kunst und Kultur ist uns bei Raiffeisen OÖ ein großes Anliegen, da dieser Bereich als wesentlicher Teil der Identität einer Gesellschaft auch eng mit der Wirtschaft verwoben ist. Gegenseitiger Austausch, Vernetzung und Inspiration spielen in kultureller Hinsicht eine große Rolle – und die Wichtigkeit dieser Rolle ist uns in den letzten Monaten noch bewusster geworden. Das forum Kunstuniversität Linz leistet dazu als Plattform zwischen Studierenden, Lehrenden und AbsolventInnen von Beginn an einen wesentlichen Beitrag. Wir freuen uns, dass wir als Raiffeisenlandesbank OÖ das forum Stipendium als Partner begleiten können. Die diesjährige Preisträgerin stellt einmal mehr die Kreativität und Ausbildungsqualität in unserem Land unter Beweis. Die kulturelle Vielfalt gilt es weiterzuentwickeln und zu fördern, denn sie trägt nicht nur zum positiven Ruf unseres Kulturlandes bei, sondern stärkt in besonderer Weise unseren Wirtschaftsstandort Oberösterreich."

Mag. Michaela Keplinger-Mitterlehner, Generaldirektor-Stellvertreterin der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich

 
"Der Kunstuniversität Linz ist die Unterstützung ihrer Absolvent*innen ein großes Anliegen. Gerade mit den umfangreichen Aktivitäten des Alumnivereins forum gelingt dies  hervorragend. Das forum Stipendium wurde 2004 ins Leben gerufen und wird dieses Jahr bereits zum 18. Mal vergeben. Abermals konnte als Sponsor für diese hochdotierte Auszeichnung die Raiffeisenlandesbank OÖ gewonnen werden, die bereits seit 2005 biennal als verlässliche Partnerin auftritt. Die hochkarätig besetzte Jury, bestehend aus Roman Berka, Gerhard Pichler und Ursula Maria Probst wählte aus 25 Einreichungen das Projekt der Künstlerin Katharina Gruzei. Es thematisiert die sich verändernde Bedeutung des Menschen bzw. des menschlichen Körpers im Kontext von Arbeitsprozessen, Automatisierung und Digitalisierung. Das herausragende Vorhaben weist einen forscherischen Zugang und einen hohen Anspruch hinsichtlich Ästhetik und Formensprache auf. Ich bedanke mich bei der Raiffeisenlandesbank OÖ für ihre Unterstützung und gratuliere der Gewinnerin im Namen der Kunstuniversität Linz sehr herzlich!"
Mag.a Brigitte Hütter, MSc, Rektorin der Kunstuniversität Linz    


 

V.l.n.r. Noebauer-Kammerer, Keplinger-Mitterlehner, Gruzei, Hütter. ©Violetta Wakolbinger

Motion efficiency study by Frank and Lillian Gilbreth, c. 1914. Collection: National Museum of American History

Skizze aus dem Projektvorhaben von Katharina Gruzei