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Nudge or Kick. Neue Gelder und Rationierungsstrategien in der Flüchtlingshilfe 

12. November 2019, 18.00 Uhr Kepler Salon, Rathausgasse 5, Linz

Vortrag von Anna Echterhölter im Rahmen der Reihe "relatifs". Die Flüchtlingslager, die im Zuge der weltweiten Krisen und Kriege entstanden sind, nehmen oftmals die Dimensionen von Städten an. Sie funktionieren jedoch nach einer ganz eigenen Ökonomie. Die in Jordanien früh eingesetzten neuen Formen der Rationierung werden von den großen internationalen Organisationen (WFP/UNHCR) selbst entworfen. Das früher vorwiegend bei der Belagerung von Städten eingesetzte Allokationsverfahren der Zuteilung gleicher Anteile wird derzeit technisch neu aufgelegt (SMS-Gutscheine, Prepaid-Debit-Cards, IrisScan, Blockchain). So entstehen ungeahnte Architekturen der Entscheidung. Diese sind im Sinne der Verhaltensökonomik oftmals auf ein „nudging“ ausgelegt: Eine fast unmerkliche Lenkung der Nutzerinnen und Nutzer durch neue Wertungssituationen. An dem Abend wird außerdem die neue Kollektivmonographie Jenseits des Geldes (s.u.) vorgestellt. Anna Echterhölter
ist Professorin für Wissenschaftsgeschichte an der Universität Wien. Nach einem Studium der Kultur- und Literaturwissenschaft promovierte und lehrte sie am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität Berlin. Fellowships am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte (2008 und 2015) und dem Deutschen Historischen Institut in Washington (2016). Zu ihren Forschungsthemen gehören die Geschichte der Quantifizierung und Äquivalenz, Rationierung und Planung, die Global- und Rechtsgeschichte der Vermessung sowie ökonomische Praktiken. Ausgewählte Publikationen: Gem. mit Blumentrath, Hendrik; Felcht, Frederike; Harrasser, Karin: Jenseits des Geldes: Aporien der Rationierung. Leipzig 2019; Plantagenzeit: Gabe, Frist und Metroklasmus im Deutschen Pazifik. In: Ästhetische Eigenzeiten von Tausch und Gabe. Hrsg. / Michael Bieset al. Hannover 2018. S. 187-217; Im Zweistromland der Geldentstehungstheorie. Neutralität und quantifizierte Schuld bei Karl Polanyi und David Graeber. In: Bonds. Schuld, Schulden und andere Verbindlichkeiten. Hg. von Thomas Macho. München. S. 343-366.

weitere Termine im Wintersemester 2019/20

26. November 2019, Expostmusik
Olaf Nicolai: »This is your day to manipulate matters cleverly behind the scenes to improve your happiness«
10. Dezember 2019, Kepler Salon
Johan F. Hartle: »Zur Ontologie des digitalen Zustands. Umrisse einer kritischen Theorie der Medien«
14. Jänner 2020, Expostmusik
Goran Sergej Pristas: »Particallity of the Impossible« KARIN HARRASSER
ANNE VON DER HEIDEN
Gastgeberinnen Eine Veranstaltung der Kunstuniversität Linz (Abteilungen Kulturwissenschaft sowie Kunstgeschichte und Kunsttheorie) in Kooperation mit dem Kepler Salon

Plakat zur Vortragsreihe "relatifs" im WS 2019/20