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Sculpture unlimited

Über die Grenzen von Skulptur

www.sculpture-unlimited.info

Dokumentation des Symposiums vom 17. November 2010 an der Kunstuni Linz.
Kuratiert von EVA GRUBINGER und JÖRG HEISER
Moderation JAKOB NEULINGER
mit Beiträgen von Jennifer Allen, Eva Grubinger, Jörg Heiser, Nikolaus Hirsch, Martin Hochleitner, Aleksandra Mir, Vivian Rehberg, Jan Verwoert, Anne von der Heiden

Why Baudelaire Was Wrong about Sculpture

VIVIAN REHBERG (Vortrag in Englisch)
ist Kunsthistorikerin und Kritikerin aus Paris.
Seit 2007 leitet sie den Bereich Critical Studies und unterrichtet moderne und zeitgenössische Kunstgeschichte an der Parsons School of Art and Design in Paris. Von 2001 – 2004 war sie Kuratorin für zeitgenössische Kunst am ARC / Musée d’art moderne de la ville de Paris. Vivian Rehberg gründete das Journal of Visual Culture und publiziert regelmäßig in Magazinen wie Art in America, Artforum und frieze.
Charles Baudelaire titled a section of his review of the 1846 Paris Salon »Why Sculpture Is Boring «, followed by the opening line: The origin of sculpture is lost in the mists of time; thus it is a Carib art. Emphasizing the purportedly »savage« origins of sculpture, Baudelaire derided the lack of historical consciousness of the sculptors of his day, and hailed painting as the more authentic medium of modernity. As expanded and pluralistic as contemporary sculptural practice appears, the works we identify as sculpture today display an acute awareness of their aesthetic and historical precedents, as well as of accompanying critical and theoretical discourses. This paper will explore how contemporary sculptural practice navigates its own historicity, specifically with respect to the object, and how it encroaches on other mediums, specifically that of the moving image, in order to argue, contre Baudelaire, that sculpture today is many things – except boring.

Asoziale Plastik: Skulptur im Zeitalter des Internets

JENNIFER ALLEN (Vortrag in Deutsch)
schreibt für diverse internationale Kunstmagazine, Tageszeitungen und Websites, unter anderem für frieze, Mousse, Taz, artforum.com. 2009 erhielt Dr. Allen den Art-Cologne-Preis für Kunstkritik. Die geborene Kanadierin lebt seit 1995 in Berlin. Das Internet macht den Nachteil der Skulptur deutlich. Anstatt zu zirkulieren durch Texte, Tweets oder Blogs, bleibt eine Skulptur an einem Ort. Die Schwerfälligkeit der öffentlichen Skulptur, die nicht einmal durch Wechselausstellungen wandert, entspricht einer veralteten Erfahrung der Öffentlichkeit. Wie kann eine Skulptur eine Gemeinschaft inszenieren, wenn Menschen sich lieber im virtuellen Raum treffen? Ein Überblick verschiedener Versuche von »l’ Esthétique relationnelle « bis zu neuen Altar-Installationen.

Die Teufel im Ding sprechen mit den Teufeln da draußen

JAN VERWOERT (Vortrag in Deutsch)
ist Essayist. Er unterrichtet am Piet Zwart Institute, Rotterdam und am De Appel Curatorial Programme, Amsterdam; Bas Jan Ader – In Search of the Miraculous erschien 2006 bei Afterall Books/ MIT Press. Die Essaysammlung Tell me what you want what you really really want erscheint 2010 bei Sternberg Press. Jan Verwoert lebt in Berlin. (Skulptur, Eigenbau, Juju-Magie)
Skulptur ist Handeln mit Dingen im Raum. Welcher Raum? Der soziale Raum, die Trias von Fabrik / Manufaktur / Hobbykeller, aber auch der Raum der Geschichte und die Biosphäre. Was für ein Handeln? Die Auseinandersetzung mit dem Teufel im Detail, dem Geist des Orts und den Dämonen der Vergangenheit, der Dinge und der Tiere.

Infrastrukturelle Modelle

NIKOLAUS HIRSCH (Vortrag auf Deutsch)
ist Architekt und Kunsttheoretiker sowie seit 2010 Rektor der Städelschule und Direktor des Portikus in Frankfurt /Main. Zuvor war er Professor an der Architectural Association in London und Gastprofessor an der Penn University in Philadelphia. Seine jüngsten Projekte konzentrierten sich auf die Konzeption von Kunstinstitutionen wie die European Kunsthalle in Köln (2006–2008), unitednationsplaza in Berlin (mit Anton Vidokle, 2006–2008), Cybermohalla Hub in Delhi, Cultural Agencies in Istanbul und eine Studiostruktur in The Land / Tailand. Hirsch ist Autor von On Boundaries und Institution Building (beide Sternberg Press). In den letzten Jahren haben mehr und mehr KünstlerInnen institutionelle Rahmenbedingungen(z.B. ganze Häuser, Internet-Plattformen) oder Infrastrukturen (z.B. Cafes, Büchereien, Schulen, Video-Archive) geschaffen. In welchem Ausmaß sind diese Rahmenbedingungen und Infrastrukturen mehr als rein funktionale Werkzeuge, sondern selbst Skulpturen? Auf welche Weise verhandeln diese Projekte die Grenzen zwischen künstlerischer, kuratorischer und architektonischer Praxis?
Podiumsdiskussion mit JENNIFER ALLEN, JÖRG HEISER (Moderator), ANNE VON DER HEIDEN, NIKOLAUS HIRSCH, MARTIN HOCHLEITNER: Gibt es ein »Wesen« der Bildhauerei? Eine vorläufige Bilanz des erweiterten Skulpturbegriffs.
JÖRG HEISER
Co-Chefredakteur von frieze London und Gastprofessor im Bereich BILDHAUEREI – TRANSMEDIALER RAUM der Kunstuniversität Linz. Sein Buch Plötzlich diese Übersicht. Was gute zeitgenössische Kunst ausmacht erschien 2007 im Claassen Verlag. Er kuratierte u.a. die Ausstellungen Funky Lessons, BAWAG Foundation, Wien (2005) und Romantic Conceptualism, Kunsthalle Nürnberg 2007. Jörg Heiser lebt in Berlin.

EVA GRUBINGER
ist Künstlerin und seit 2008 Professorin für BILDHAUEREI – TRANSMEDIALER RAUM an der Kunstuniversität Linz. Einzelausstellungen u.a. am Baltic Centre for Contemporary Art, Gateshead UK (2003), der Berlinische Galerie (2004), der Schirn Kunsthalle Frankfurt (2007) und dem Museum der Moderne in Salzburg (2009); Gruppenausstellungen u.a. Krannert Art Museum, Illinois (2009), Taipei Fine Art Museum (2008), Deichtorhallen Hamburg (2002). Eva Grubinger lebt in Linz und Berlin. ANNE VON DER HEIDEN
studierte Kunstwissenschaft, Sozialwissenschaft und Psychologie in Essen und Bochum. Seit dem WS 2010 ist sie Professorin für Kunstgeschichte und Kunsttheorie an der Kunstuniversität Linz. Zuvor lehrte und forschte sie u.a. am ZKM und der HfG in Karlsruhe, der KHM in Köln, der Bauhaus-Universität Weimar, sowie an den Universitäten Basel und Zürich. Sie ist Autorin und Herausgeberin zahlreicher Publikationen, u.a. Am Nullpunkt. Positionen der russischen Avantgarde., Suhrkamp Verlag. Frankfurt a. M. 2005 (zus. mit Aage Hansen-Löve
u. Boris Groys).

MARTIN HOCHLEITNER
studierte Klassische Archäologie und Kunstgeschichte an der Universität Salzburg. Er kuratierte zahlreiche Ausstellungen und ist seit 2000 Leiter der Landesgalerie Linz. Seit 2008 ist Martin Hochleitner Professor für Kunstgeschichte und Kunsttheorie/Schwerpunkt kuratorische Praxis an der Kunstuniversität Linz. Zuvor lehrte er an verschiedenen Universitäten, u.a. von 2007 – 2008 als Gastprofessor für Fototheorie an der Universität für angewandte Kunst Wien. Martin Hochleitner lebt in Linz.

JAKOB NEULINGER
ist Künstler und seit 2008 Universitätsassistent am Bereich BILDHAUEREI – TRANSMEDIALER RAUM der Kunstuniversität Linz. Zuvor studierte er Bildende Kunst und Bühnenbild an der Akademie der Bildenden Künste, sowie Architektur an der Technischen Universität Wien. 2009 gründete er den Kunstverein MAGAZIN in Wien, dessen Co-Direktor er ist.