zum Inhalt

EIN WEG HINAUS – AUSSPRECHEN, aus der Gewohnheit AUSBRECHEN

Lisa Hametner

"EIN WEG HINAUS – AUSSPRECHEN, aus der Gewohnheit AUSBRECHEN" 2021, von Lisa Hametner; Foto © Ingrid Maria Hackl
Experimentelle Stickerei, Punchneedling, ca. 120 x 55-60 cm, 2021 Der erste Eindruck dieser Arbeit ergibt eine idyllische Landschaft, die sich aus mehreren Stickbildern zusammensetzt. Der äußerst düstere und pessimistische Text von Dostojewski löste in Lisa Hametner die Sehnsucht aus, aus dem Kellerloch und somit auch aus alten Gewohnheiten auszubrechen. Sie setzt dem schwarzen Szenario des Romans Ausblicke in eine lichte, unbeschwerte Landschaft entgegen und drückt Sehnsüchte aus, die während der Corona-Krise, in der diese Arbeiten entstanden, sehr intensiv in der Gesellschaft spürbar waren. Die Landschaft ist eine Gegenposition, ein Ausweg aus der negativen Stimmungswelt von Dostojewskis Textvorlage. In der Landschaft verbergen sich jedoch gestickte Buchstaben, die in zwei Varianten gelesen werden können. So ergibt sich einerseits das Wort aussprechen und andererseits das Wort ausbrechen. Lisa Hametner schreibt dazu: „Oft kreisen unsere Gedanken immer wieder um dieselben Inhalte. Es entsteht eine innere Unruhe und ein negativer Gedankenkreis, aus dem wir nicht ausbrechen können - in dem wir fast schon gefangen sind. Erst wenn wir manche Dinge laut ausgesprochen haben, verlieren sie ihre Macht. Etwas auszusprechen, erfordert Mut, gibt uns aber auch Macht. Die Sprache ist ein Mittel, welche uns die Freiheit gibt, uns aus unserem eigenen Loch zu befreien. Dieser Gedanke wird durch diese Landschaft in einem Wortspiel aufgegriffen. Wer sich auf die Suche macht und die Landschaft erkundet, wird fündig werden.“ Die Unterbrechung der Landschaft durch die Wahl der runden Stickrahmen, soll den Ausbruch aus der Gedankenblase verdeutlichen. Erst wenn man über den Rand hinausdenkt, ergänzt sich das Bild zu einem Ganzen. Gestaltet wurden die Rahmen vorwiegend durch eine “Punchneedle” (Stanznadel), welche den Faden in Schlaufen in das Gewebe einbringt. An den meisten Stellen wurden die Schlaufen aufgeschnitten und gekürzt, um eine Anmutung von Gras zu erzeugen und die Farben des Himmels mehr zu durchmischen. Durch weitere textile Techniken wie dem Häkeln, Sticken und dem Vernähen von Stoffen wird die Landschaft greifbar gemacht.
Die Arbeit "EIN WEG HINAUS – AUSSPRECHEN, aus der Gewohnheit AUSBRECHEN" wurde in der Ausstellung »notes from the underground« der Abteilung Gestaltung: Technik.Textil im Rahmen des Festivals der Regionen 2021 gezeigt.
"EIN WEG HINAUS – AUSSPRECHEN, aus der Gewohnheit AUSBRECHEN" 2021, von Lisa Hametner; Fotos © Ingrid Maria Hackl
Stickerei, 2021
Gestaltung:Technik.Textil