zum Inhalt
VORTRAG

Joerg Heiser: Inglorious, bastardized, but true. Die Masken des Pop und der Holocaust

12. Jänner 2010, 19.00 Uhr Audimax, Kollegiumgasse 2

Welche ist die angemessene Art, mit künstlerichen Mitteln Anteilnahme zu zeigen und an den Holocaust zu erinnern? Oder ist vielleicht das "Angemessene" und das "Zeigen" schon Teil des Problems?
Wollte man nicht in die Falle der melodramatisch "gut" erzählten Geschichte über den Massenmord tappen, die dem Publikum eine trügerische Katharsis verschafft (oder einen voyeuristischen Kick),  so standen bislang - so der Konsens - zwei Wege offen: entweder  jener der detaillierten Dokumentation (z.B. Claude Lanzmanns Film  "Shoah") oder jener der abstrakt-indexikalischen Vergegenwärtigung  von Trauma und Abwesenheit (die Bauten Daniel Libeskinds, das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas von Peter Eisenman).
Doch gibt es noch einen anderen Weg? Von Comic-Autor Art Spiegelman über Filmemacherin Lina Wertmüller bis zu jüngeren zeitgenössischen Künstlern wie Roee Rosen, Wilhelm Sasnal oder Agniezska Kurant gibt es einige Beispiele für ein unerschrockenes Experimentieren mit den Möglichkeiten, sich dem Faktum des Traumas mit den Mitteln des Popkulturellen, gar des Kitsches und der Perversion anzunähern, ohne bloße frivole Tabubrecherei zu betreiben oder in eingeübten Ritualen des Dokumentierens und Abstrahierens zu verharren.

Jörg Heiser ist Co-Chefredakteur der internationalen Kunstzeitschrift frieze und schreibt gelegentlich für diverse Zeitungen (Süddeutsche Zeitung, Welt am Sonntag, Magazin des Züricher Tagesanzeigers). Sein Buch "Plötzlich diese Übersicht. Was gute zeitgenössische Kunst ausmacht" erschien 2007 bei Claassen/Ullstein (2008 in englischer Übersetzung bei Sternberg Press). Sein Buch "Two Trains Passing in the Night: Art and Philosophy" zum Verhältnis von Kunst und Philosophie seit den Sechziger Jahren ist in Vorbereitung und wird 2010 bei Sternberg Press erscheinen.  
Er ist Gastprofessor am Fachbereich Bildhauerei - transmedialer Raum.

"Ohne Titel" von Art Spiegelman